- By Alicia Pedersen
- 17. Dezember 2024
- No Comments
Lesenacht JG 9
Warum sich schlaflose Schulnächte lohnen
von Caroline Kinzebach-Wagener
Es wird dunkel und beim Betreten unseres Klassensaals atme ich zufrieden den Tannenduft ein, den unser Weihnachtsbaum seit zwei Wochen im Raum verströmt. Ich stecke die Lichterketten ein, bewundere das Funkeln der Kugeln und Vorfreude steigt in mir auf. Gleich geht es los. Das dritte Jahr, in dem wir unsere Lesenacht veranstalten…
Ich erinnere mich an das erste Mal, als es eine versteckte und gefüllte Schatztruhe anhand einer literarischen Schnitzeljagd zu finden galt. Ich denke an Schülergruppen, die tief in Texten versunken beisammen saßen, um im nächsten Moment laut über verschiedene Lösungsansätze zu diskutieren und dann auf dem Weg zum nächsten Hinweis aufgeregt durchs Schulhaus zu stürmen.
Beim zweiten Mal entschlossen wir uns, die Lesenacht für den inhaltlichen Einstieg in die Lektüre „Tschick“ zu nutzen, die wir im Rahmen unseres Deutschunterrichts behandeln wollten. Wir entschieden uns dafür, uns an diesem Abend mit dem Thema Freundschaft zu beschäftigen, das im Roman eine große Rolle spielt und auch den Einstieg unseres Lesetagebuchs darstellte. Die Präsentation der entstandenen Produkte in Form von teilweise videografierten Interviews, Gedichten und kurzen Schauspielszenen zeigte uns, wie so oft, das enorme kreative Potenzial, das in unseren Schülerinnen und Schülern schlummert. Dank der großzügigen Bücherspende von Thalia konnten die Mitglieder der Gruppe, die zur Siegergruppe gewählt wurden, alle mit einem Buch prämiert werden. Die zweiten und dritten Plätze durften sich über gebrannte Mandeln und andere Leckereien vom Weihnachtsmarkt freuen.
Da uns der kreative Aspekt der letzten Lesenacht so begeistert hatte, wollten wir auch dieses Jahr Raum für freie Entfaltung schaffen. Wir griffen also in Vorbereitung auf unsere dritte Lesenacht das Thema Kurzgeschichten, mit dem wir uns bereits im letzten Schuljahr analytisch beschäftigt hatten, wieder auf. Nun sollten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit erhalten, selbst schriftstellerisch tätig zu werden. Die entstandenen Kurzgeschichten wurden dann im Laufe des Abends in Kleingruppen vorgelesen. Anhand eines im Vorhinein selbsterarbeiteten Bewertungsbogens, der verschiedene Kriterien bezüglich Aufbau, Merkmale, Sprache und Vortragsweise als Bewertungsgrundlage etablierte, wurden dann in den Kleingruppen die besten Kurzgeschichten ermittelt und anschließend vor dem
gesamten Kurs vorgetragen.
Besonders schön war es, zu sehen, wie viel Mühe sich die Schülerinnen und Schüler gegeben hatten und wie gespannt sie einander zuhörten. Von den vielen tollen Geschichten, die an diesem Abend vorgestellt wurden, hat uns eine besonders gut gefallen und wurde deshalb auch mit einem Preis ausgezeichnet. Anastasia Gheorghiţă aus der 9d überzeugte uns mit der sprachlich gekonnt kreierten Atmosphäre ihrer Kurzgeschichte, von der ihr euch hier selbst einen Eindruck machen könnt.
Als wir morgens alle zusammen beim Frühstück sitzen und ich in die vielen blassen Gesichter mit den müden Augen schaue und mich selbst krampfhaft an meiner zweiten Tasse Kaffee festklammere, erinnere ich mich an den gestrigen Abend, an erhitzte und lachende Gesichter, an Jugendliche, die sich gegenseitig applaudieren und zujubeln, an stolze Schülerinnen und Schüler, die gerade ihre Geschichte vorgelesen haben, an laute Musik und ausgelassenes Tanzen im Licht des Weihnachtsbaums, an Gitarre spielen und gemeinsames Singen und stelle wie jedes Jahr fest: All das und noch viel mehr sind die Gründe, warum sich schlaflose Schulnächte lohnen!